Ein paar Tage als Farmer Teil 2

Donnerstag, 23.06.2022

Letzten Donnerstag hat mir mein Gastgeber beim morgendlichen Melken die frohe Botschaft mitgeteilt, dass er ab Sonntag bis Mittwoch wieder für ein paar Tage weg ist, wieder eine Hochzeit aber diesmal in Italien. Der Unterschied dieses mal war aber, dass niemand kommt um die Farm mit mir zu leiten, ich hatte die gesamte Verantwortung. Samstag Abend stand aufgrund des Gesundheitszustand seiner Mutter noch auf der Kippe, ob er wirklich fährt, hat mir dann aber trotzdem schonmal alles gezeigt, welches Gras ich geben muss, wie viel Futter welche Kälber bekommen, welchem Kalb wir Medikamente geben müssen und was ich tun soll falls kein Wasser in den großen Speicher fließt. Letzendlich ist er Samstag doch abends noch gefahren. Nach dem im letzten Beitrag beschriebenen Zwischenfall haben wir also die Tage im neuen Haus verbracht und Sonntag ging die Arbeit dann los. Der erste Tag war auch ganz entspannt, alles hat ohne Probleme funktioniert, ich konnte die automatische Milchtränke für die Kälber einstellen und kein Tier ist ausgebüxt. Die Schwester meines Gastgebers war da und hat Hähnchencurry gekocht und abends Bruschetta mit Tomaten und Mozarella gemacht, sie ist einfach die Beste.
Montag ging auch alles glatt, wir haben den ganzen Vormittag Herbizide ausgesprüht und ziemlich geschwitzt, denn auch hier war es sehr warm. Leider habe ich seit Montag extreme Rückenschmerzen, jeder Schritt und jede Bewegung tat an dem Tag sehr weh, trotz Schmerztablette. Die Schwester, die bis Dienstag geblieben ist, ist mit uns Abends an den Strand gefahren, nachdem wir das Melken früher begonnen und somit auch beendet haben. Nach einer ungefähr dreiviertelstündigen Fahrt kamen wir in Duncannon an. Ein kleiner Ort mit kleinem aber feinem Strand auf dem man sogar mit dem Auto fahren konnte.

Das Wetter war wunderschön, leider war aber gerade Ebbe, sodass es zu gefährlich war baden zu gehen und so weit reinzulaufen. Trotzdem bin ich mit den Füßen reingegangen, nun habe ich die irische See wirklich berührt. Auf dem Rückweg haben wir uns takeaway fish n chips geholt und die zuhause gegessen, da in Duncannon alles geschlossen hatte. Montag Abend lohnt sich das Geschäft wohl nicht.
Am Dienstag hatte ich dann den stressigsten Tag meiner Zeit als Farmer. Es war immernoch sehr warm und Kühe trinken bis zu 60 Liter Wasser am Tag. Gerade als ich mit dem anderen Schüler ausfahren wollte, um noch mehr Herbizide zu sprühen, begannen die Kühe wieder reinzukommen und wenn die das bereits um 11 Uhr machen,  sind sie nicht besonders glücklich. Ich habe also das Wasser gecheckt, da wir auch in den Häusern keins hatten an dem Tag und siehe da: Die Tränken waren leer, die Kühe durstig. Das Wasser in den Häusern kommt vom County Kilkenny und das in den Tränken vom großen Wasserspeicher, der durch einen kleinen Bach gefüllt wird. So habe ich dann direkt den Wasserspeicher überprüft, aber der war voll und ich hatte keine Ahnung, warum nirgendwo Wasser war. Meinen Gastgeber konnte ich nicht erreichen und ich wusste nicht was ich tun soll. Die Schwester meines Gastgebers war wie ein rettender Engel in dem Moment und hat mich erstmal beruhigt und ist dann mit mir schauen gegangen. Gerade als wir mit einem langen Schlauch eine Tränke auffüllen wollten hat mein Gastgeber zurückgerufen. Über Whatsapp Videoanruf haben wir ihn dann über den Hof geführt. Am Ende haben wir bei einem Regler den Druck erhöht, dadurch kam immerhin etwas mehr Wasser durch. Vermutlich gab es Probleme mit dem Druck und dadurch das die Kühe gleichzeitig so viel getrunken haben waren die Tränken leer und es kam nicht genug Wasser nach.
Aber wir haben eine Lösung gefunden und ich war sehr erleichtert, dass auf der anderen Weide, auf die ich die Kühe nach dem Melken gestellt habe genug Wasser kam.
Mittwoch war zum Glück wieder etwas entspannter, eine Kuh hat sich fast die Schwanzspitze abgeschnitten, aber es sah schlimmer aus als es war. Es kam dieses mal überall Wasser, aber heute war der Wassertank ziemlich leer. Die Pumpe, die das Wasser reinpumpt war wohl irgendwie blockiert und nach ein bisschen ruckeln lief sie wieder, trotzdem ist stand jetzt noch immer nicht viel Wasser im Tank und wir müssen etwas sparen, bis morgen hoffentlich etwas Regen kommt.

Meinem Rücken geht es mittlerweile etwas besser, dank Schmerzmittel komme ich durch den Tag und hoffe, dass es bald komplett gut wird und ich ohne Schmerzen laufen kann. Vermutlich habe ich mir einen Nerv blockiert. Morgen arbeite ich nur vormittags und versuche dann nachmittags mit Louisa nach New Ross zu fahren, da wir beide neue Gummistiefel brauchen. Meine haben nur knapp 2 Monate gehalten, die nächsten halten hoffentlich länger! Samstag bleibe ich dann hier und besuche Louisa auf ihrer Farm, sie ist aktuell auch alleine denn ihre Gastgeber sind im Urlaub. Leider ist das gute Wetter nun vorerst vorbei, die Farmer im Land sind wohl die einzigen die sich freuen, die Angst vor einer Dürre diesen Sommer ist bei dem wenigen Regen durchaus real.