Kuhfriseur und harte Tage: Mein 2. Monat

Sonntag, 03.07.2022

Und schon sind 2 Monate um. Die Zeit vergeht so schnell und trotzdem fühlt es sich so an, als ob ich schon lange hier bin, mein Zeitgefühl ist einfach verloren gegangen. Dieser 2. Monat war besonders von familiären Ausnahmesituationen sowohl hier als auch zuhause geprägt. Aber Ich habe auch diese wirklich toughen paar Tage gemeistert. Den Großteil des Monats habe ich mit dem Italiener gemeinsam auf der Farm gearbeitet. Dieser ist jetzt schon bereits seit einer Woche wieder weg, und ich merke dass ich ihn doch etwas vermisse. Es war schön jemanden im Haus zu haben mit dem man über alles reden konnte, da er die Situation genauso erlebt wie man selbst. Auch die Kommunikation ist in den letzten zwei Wochen deutlich leichter gewesen als davor, sein Englisch ist deutlich besser geworden und ich habe mich an unsere etwas andere Verständigung gewöhnt.
Hart war dieser Monat besonders aber durch die verschiedenen Ausnahmesituationen mit den Eltern meines Hosts. Die Mutter musste ins Krankenhaus und ihr ging es ziemlich schlecht, mittlerweile ist sie aber wieder zu Hause. Sie kann sich schon wieder über Dinge beschweren, das ist immer ein gutes Zeichen ;). Die beiden letzten Zwischenfälle mit dem Vater, die ich in meinen Berichten bereits erwähnt hatte lagen ebenfalls in diesem zweiten Monat. Mittlerweile geht es auch ihm deutlich besser, er ist ausgeglichener, ruhig und freundlich. Demenz ist eine sehr schlimme Krankheit und es ist hart mit ansehen zu müssen, wie ein Mensch sich selbst verliert. Nachdem sich jetzt aber alles wieder etwas beruhigt hat fühle ich mich auch im alten Haus wieder wohler und sicherer. Der Vater kann nachts nicht mehr nach oben kommen, da die Tür so verschlossen ist, dass er nicht zu den Treppen kann. Dadurch schlafe ich auch deutlich besser und entspannter. Arbeitstechnisch ist alles beim Alten geblieben, die Tage sind abwechslungsreich und hart und ich lerne immer wieder was Neues. So bin ich jetzt auch den Jeep gefahren, den Aufsitzrasenmäher, habe das erste Mal mit einem Winkelschleifer geschnitten und Kühen die Schwänze rasiert.
Auch wenn es sich jetzt noch lange anhört, dass ich noch drei Monate hier bin wird auch diese Zeit wie im Fluge vergehen. Ehe ich mich versehe bin ich schon wieder zu Hause und das alles wird nur noch eine Erinnerung sein. Daher versuche ich aktuell auch eher im Moment zu leben und nicht so viel über meine Zukunft nachzudenken, das verschiebe ich dann einfach darauf, wenn ich wieder daheim bin.


Ansonsten war ich dieses Wochenende Freitag zusammen mit Louisa und der Schweden in Waterford. Ich habe mir jetzt Laufschuhe gekauft in der Hoffnung, dass ich bald anfangen kann zu joggen, das einzige was mich aktuell daran hindert sind meine immer noch bestehenden Rückenschmerzen. Beim normalen Gehen merke ich diese manchmal mehr manchmal weniger aber nicht besonders stark, sobald ich aber anfange zu joggen fühlt es sich so an, als ob etwas direkt aufeinanderprallt ohne eine Abfederung. Ich hoffe, dass das nun schnell besser wird, denn so langsam habe ich keine Lust mehr darauf.
In Waterford haben wir ansonsten sehr viel gegessen. Leider hat es geregnet, dadurch konnten wir nicht durch die Stadt spazieren und die Ausblicke genießen. Zuerst waren wir beim Mexikaner und danach noch bei the Pantry, bei der man Frühstück, Mittagessen und Kaffee bekommen kann. Dort habe ich die beste Waffel meines Lebens gegessen. Man kann sich dort zu der Waffel mit Sahne und Vanilleeis drei Toppings aussuchen, die das Ganze zu einer absoluten Kalorienbombe machen. Das werde ich auf jeden Fall noch einmal essen. Abends sind wir dann zurück nach New Ross gefahren, haben unsere Sachen bei der Schwester meines Gastgebers abgestellt, bei der wir freundlicherweise übernachten durften und sind rausgegangen, um die Pubs unsicher zu machen. Als erstes waren wir in der theatre tavern, in der ich an meinem ersten Wochenende schon mal war. Dort haben Louisa und die Schwedin das erste mal ein richtiges Guinness getrunken. Es war sehr lustig den beiden zuzuschauen wie sie versuchten das zu trinken, ohne dabei das Gesicht zu verziehen. Richtig geschmeckt hat es ihnen nicht, ich finde Guinness eigentlich ganz okay.

Danach sind wir weiter gegangen zu Pauline's, ein Pub den mein Gastgeber mir empfohlen hat. Er meinte das sei vielleicht eher unsere Altersgruppe. Pauline's liegt im Irish town, zu dem man erstmal eine ganze Weile bergauf laufen muss. Als wir dann hinein kamen war fast niemand da drin, nur ein paar ältere Herren. Der jüngste Mensch außer uns war vermutlich der Barkeeper den ich auf Ende 20 schätze. Da der Alkohol in Irland extrem teuer ist, ist es dort dann bei einem Tequila shot und einem Smirnoff Ice, was es in Deutschland nicht zu kaufen gibt geblieben. Auf dem Rückweg haben wir uns dann noch Pizza und Döner geholt, das war die beste Pizza die ich in einer sehr langen Zeit gegessen habe. Am nächsten Morgen sind wir dann noch kurz in einen Laden gegangen zu dem Luisa wollte und danach hat uns meinen Gastgeber wieder abgeholt. Samstag Nachmittag kam Luisa dann rüber denn sie wollte unbedingt mal melken. Ich habe natürlich nichts dagegen, wenn mir jemand bei der Arbeit hilft, dann ist man deutlich schneller. Mein Gastgeber war an dem Nachmittag in Dublin, denn unser County Kilkenny hat gegen Clare im Halbfinale des All-Irelands hurling gespielt. Wir haben auch früher angefangen zu melken, um nicht das gesamte Spiel zu verpassen und konnten so immerhin noch die zweite Halbzeit sehen.

Ursprünglich dachte jeder das Clare wahrscheinlich gewinnen würde und Kilkenny ganz schön zu schaffen hätte, es war aber das absolute Gegenteil. Kilkenny hat in der ersten Halbzeit mit 20 zu 6 Punkten geführt und es war klar, das Kilkenny dieses Spiel gewonnen hat. Nun ist in zwei Wochen das All-Irland Finale in dem sie entweder gegen Galway oder Limerick spielen müssen, wobei es vermutlich Limerick wird. Ich hoffe sehr, dass ich dieses Spiel schauen kann, denn ist es ein Sonntag und ich muss dort wieder melken. Hoffentlich ist die Uhrzeit passend. Jetzt muss ich mir auf jeden Fall einen Kilkenny Jersey kaufen, damit ich es zum einen als Erinnerungsstück habe und zum anderen aber auch ein richtiges Feeling für das Spiel bekomme. Ich wünsche ihnen zumindest viel Erfolg bei dem Spiel, es wäre schön, wenn sie mal wieder All-Ireland Champions werden würden. Mehr sehen wir dann in zwei Wochen, kurz bevor ich auf die Sommertour nach Galway gehe.