Ein Tag als Farmer

Dienstag, 24.05.2022

Heute habe ich die Farm komplett alleine geschmissen. Der Neffe meines Gastgebers musste zu einem "safety course", damit er im Sommer auch auf Baustellen arbeiten kann und mein Gastgeber ist noch immer im Urlaub. Deswegen musste ich am Morgen alleine die Kühe holen, um sie zu melken. Aber wie das immer so ist muss natürlich etwas schief gehen, wenn man mal auf sich alleine gestellt ist. Am Tag vorher hat es ziemlich häufig geregnet und auch die Nacht war nicht trocken. Die Kühe standen ganz unten in den sogenannten Mashes, den Wiesen, die direkt neben dem Fluss Barrow sind. Da es eine Weile dauert dort hinunter zu kommen, bin ich mit dem Quad hinunter gefahren. Da der Boden sehr matschig war bin ich langsam gefahren allerdings bin ich, als ich gerade unten angekommen war, blöderweise im Matsch stecken geblieben. Auch das Unterlegen von Steinen unter die Reifen hat nichts gebracht. Ziemlich verzweifelt musste ich dann das Quad unten stehen lassen und die Kühe zu Fuß hinauftreiben.
Oben angekommen ging es dann mit den Problemen weiter. Wenn man die Maschine zum Melken fertigmacht muss man unter anderem einen kleinen Hahn aufdrehen, damit man das Wasser ablassen kann mit dem die Maschine gesäubert wurde. Allerdings habe ich diesen Hahn anfangs nicht aufbekommen, was mich weiter verzweifeln ließ. Glücklicherweise schaffte ich dies schlussendlich unter diversen Fluchen (von denen werde ich hier wohl noch so einige lernen, die Iren mit denen ich zu tun habe fluchen gerne und viel) und einer Menge Verzweiflung und konnte anfangen zu melken. Ab diesem Zeitpunkt lief alles relativ rund. Ich schaffte es die Kühe komplett alleine zu melken, ihnen das neue Stück Gras zu geben, sie wieder rauszulassen und die Maschine zu säubern. Auch die Kälbchen konnte ich mit ihrem Futter und der Milch zufriedenstellen, die hatten mich schon eine ganze Weile empört angemuht. Und eine weitere gute Tat habe ich heute vollbracht: Ein kleiner junger Spatz hat sich zwischen die Beine der Kühe verirrt und kam nicht mehr weg. Ich rettete ihn davor, von den Kühen zertrampelt zu werden und ließ ihn draußen fliegen.

Danach brauchte ich aber erstmal ein bisschen Zeit, um mich von dem stressigen Morgen zu erholen. Zum Glück erwarteten mich nur noch kleinere Aufgaben bis zum nächsten Melken am Nachmittag.
Auch wenn ich das vorher schon alles gemacht habe ist es anders, wenn man niemanden auf der Farm hat, den man im Notfall nach Hilfe fragen kann. Kurz vor dem Mittagessen bin ich noch einmal hinunter in die Mashes gegangen, um etwas Draht um das Quad zu spannen, damit die Kühe nicht dran gehen. Als es dann soweit für das zweite Melken war bin ich zu Fuß wieder hinunter gelaufen, um die Kühe nach oben zu treiben. Dies hat eine Weile gedauert, denn sie standen komplett verstreut auf allen Weiden herum. Immerhin hat es nicht geregnet. Nach einer halben Stunde des Zusammentreibens hatte ich endlich alle Kühe oben und konnte wieder beginnen zu melken. Glücklicherweise kam der Neffe dann wieder und hat das Quad aus dem Matsch befreien können.
Da ich heute so häufig dort hinunter zum Fluss gelaufen bin, habe ich einen neuen Schritte Rekord aufgestellt: Über 21.400 Schritte habe ich heute mindestens gemacht. Ich bin sehr froh, dass ich die Verantwortung über die fast 250 Tiere wieder abgeben kann. Ich weiß zumindest, das ich niemals eine Farm mit Nutztieren haben möchte.
Den Abend lasse ich nun mit einem Glas Wein und einem Film ausklingen.